Dank mehr als zwei Jahrzehnten Wesererfahrung soll mal ein wenig
von den Sehenswürdigkeiten am Rande erwähnt werden,
wie immer natürlich eine Auswahl von dem, was man so mehr oder
weniger zufällig kennt und ohne den Anspruch einer Wertung:
Hannoversch Münden
Historische Altstadt mit Rathaus und dem Haus von Doktor
Eisenbart
Der Weserstein: Wo Fulda sich und Werra küssen, sie ihren
Namen büßen müssen. Dort entsteht durch diesen
Kuss deutsch bis zum Meer der Weserfluss.
Da die Fulda sich in drei Arme plus den Schleusenkanal aufspaltet,
ist die Frage, wo genau nun die Weser beginnt, wohl irgendwann
einfach definiert worden. Am Weserstein fehlen nur noch Schleusenkanal
und der westlichste Arm, der Rest ist schon vereint.
Die Hängebrücke von 1898. Ein Ingenieursbauwerk, dass
wegen oder vielmehr trotz aller "Bitte nicht schaukeln!"-Schilder
noch jeden Wesermarathon überlebt hat. Sie ist die Verbindung
vom Nordende der Schleuseninsel zum westlichen Stadtteil an der
Bundesstraße 3. Nach Osten in die Stadt geht eine
überdachte Holzbrücke über zwei Fuldaarme.
Neben dem Campingplatz und dem schon erwähnten Gasthaus
Weserstein (Biergarten unter alten Bämen) befindet sich auf
der Schleuseninsel auch noch ein Parkplatz. Münden gilt als
eine der wenigen wohnmobilfreundlichen Städte, hier ist der
vorgesehene Stellplatz sogar so zentral wie nur möglich.
Vom linken Ufer, vom Hang des Gahrenbergs, seines Zeichens
südlicher Teil des Reinhardswaldes, sieht die Tilly-Schanze
herab.
Zur Gastronomie gehören neben dem Ratskeller im Rathaus
mindestens zwei Italiener, zwei Eisdielen und diverse weitere
Gaststätten und Kneipen, die wir bislang aber noch nicht
besucht haben.
Der Reinhardswald begleitet die noch junge Weser zu ihrer
Linken, auf der anderen Seite liegt der kleinere Bramwald im
Naturpark Münden. Oben auf dem Reinhardswald steht die
Sababurg, die den Brüdern Grimm (bekanntlich aus Göttingen,
ca. 35 km weit weg) als Vorlage für das Dornröschenschloss
diente. Die Sieben Berge von Schneewittchen waren mit gut 50 km
noch ein Stücken weiter weg.
Irgendwann mit Mutter und Oma angehalten und einen Feldweg entlang
gewandet, stießen wir im Reinhardswald übrigens auf etwas,
das aussah wie der Hinterausgang von einem Atombunker.
In Hemeln, wo die Fähre nach Veckerhagen fährt,
sind wir eines Freitagabends vor der Weserberglandrallye gestrandet.
Als Fahrer von Teddy Thoden wollte wir die "Aufwärmetappe"
nach Hameln am Samstag etwas verkürzen, sind aber in
strömenden Regen nicht weit gekommen. Im Holzschuppen, hinter
dem Schweinestall, fanden wir Unterkunft, obwohl wir außer
einer guten Mahlzeit nebst Tee und Bier nichts bezahlt haben.
Als Heinz-Willi sich im Jahr 2000 noch mal dort hin bewegte, um mit
Mutter und Oma sozusagen fällige Restschuld einzulösen,
gab es leider nur noch Snacks, vor allem für die große
Zahl einkehrender Radwanderer.
Das wahrhaft kleine Örtchen Bursfelde im Norden des
Bramwalds ist vermutlich nicht sonderlich bekannt. Das Kloster mit
seiner romanischen Kirche war allerdings seinerzeit Ausgangspunkt
der Bursfelder Kongregation. Der Ruhm von Abt Johann von Hagen
und seiner Tischsitten scheint indes hinter den Benimmregeln des
Freiherrn von Knigge zurück zu stehen. Zur Kirche gehört
auch die Glocke des Doms von Königsberg.
Für positiv befunden werden konnte ebenso die Klosterschänke,
ein Gasthaus an der Weserstraße. Trotz des Charakters als
Ausflugsgaststätte scheinen die Preise normal und das Essen
eher gut.
Lippoldsberg ist ebenso ein Highlight der christlichen Geschichte.
Hier entstand mit der romanischen Klosterkirche St. Georg die
erste Kirche im westfälisch-niedersächsischem Raum. Sie
hat sich seit 1150 fast nicht verändert.
Bodenfelde weist gleich mehrere Besonderheiten auf. So steht hier
die anscheinend letzte Holzkohlefabrik der westlichen Bundesrepublik,
und der kleine Ort an der Strecke Ottbergen-Northeim ist zugleich
Startpunkt der Strecke Bodenfelde-Göttingen, also sozusagen ein
Eisenbahnknotenpunkt. Er soll bei Hochwasser sogar nur über die
Bahn erreichbar sein.
Bad Karlshafen wurde bereits auf der Seite über den
Wesermarathon erwähnt. Nachzutragen
bleibt, dass der hessische Landesherr einen Weserhafen brauchte,
um auf dem Weg zur Nordsee das welfische Münden zu umgehen.
So entstand eine gut geplante Barockstadt, die den aus Frankreich
vertriebenen Hugenotten eine neue Heimat bot. Vermutlich war diese
Geste nicht uneigennützig gemeint, die Hugenotten waren
fleißige Handwerker.
Am rechten Ufer erhebt sich nun der schon für sich
interessante Solling. Wer von Bad Karlshafen nach Neuhaus
fährt, kann auf einer privaten Straße durch den Wald
tuckern. Am Steinbruch anhalten, links Blick auf Würgassen.
Beverungen ist als Endpunkt der kürzesten Etappe bekannt.
Im Kanuclub links vor dem Ort ist beim Wesermarathon immer eine
warme Suppe parat, aber auch bei Wanderfahrten konnte die dortige
Gastronomie immer Punkte sammeln.
Sieht es auch so aus, als sei der Ort auf beiden Seiten der Weser,
so liegt rechts jedoch das niedersächsische Lauenförde.
Dort befindet sich auch der Bahnhof Beverungen/Lauenförde.
Blankenau am linken Ufer haben wir noch nie gesehen. Was den Ort
verrät, ist die auf dem Damm verlaufende Bahnstrecke
(Holzminden-Wrexen, stillgelegt) mit dem Ortsschild. Seit 1997 oder
1998 gibt es hier wie fast überall in Nordrhein-Westfalen einen
gut für Ruderboote geeigneten Steg.
Wehrden ist der Knotenpunkt der Strecken Holzminden-Wrexen und
Northeim-Ottbergen. Hier gibt es eine kleine Personenfähre zum
Gasthaus auf dem rechten Ufer, die Rampe der ehemaligen Autofähre
kann als Anlegeplatz missbraucht werden.
Porzellan aus Fürstenberg! Das Schloß ist auf dem
Felsen hoch über dem rechten Ufer nicht zu übersehen.
Höxter liegt am linken Ufer, nur einige Bauten wie der Kanu-
und der Ruderverein haben sich nach rechts verirrt. Auch hier
eine eisenbahntechnische Besonderheit: Die Bahnstrecke
Altenbeken-Kreiensen verläuft unmittelbar am Ufer,
praktisch mitten durch die Altstadt. Der Bahnhof am Nordrand ist
bereits geschlossen, die Züge halten nur noch am wesentlich
zentraleren Haltepunkt Höxter-Rathaus.
Kurz hinter Höxter, wegen des Weserbogens für
Wassersportler jedoch nicht so nah und durch eine der
hässlichsten Bahnbrücken getrennt, liegt dann Kloster
Corvey. Von Vettern Karls des Großen unter Ludwig dem
Frommen gegründet, ist es eines der bekanntesten Klöster
des norddeutschen Raumes überhaupt. Es war über einen
langen Zeitraum hinweg auch ein äußerst wichtiger
Kirchenort. Besonders zu erwähnen sind die Klosterkirche, das
Schloß und das Grab von Hoffmann von Fallersleben.
Holzminden liegt bis auf den Campingplatz und einigen Gewerbebauten
am rechten Ufer. Interessant die Jugendherberge mit Turmzimmer.
An der Ortsdurchfahrt Richtung Pipping/Neuhaus haben wir vor
Jahren unmittelbar hinter der Bahnbrücke eine Gaststätte
mit bemerkenswerten Portionen aufgetan. Der Bahnhof jedoch liegt
relativ wenig zentral.
Polle bietet vor allem die Ruine der Burg Polle als
Sehenswürdigkeit.
Bodenwerder, die Münchhausenstadt. Auch hier konnten wir 2000
den Abstieg der Gastronomie erkennen. Die von uns schon mehrfach
aufgesuchte Wirtschaft war nur noch ein Bistro. Interessant ist
neben diversen Münchhausen-Erinnerungen die große
Dampfmaschine am Rande des Stadtparks. Nach einer Inschrift
scheint sie in der sehr kurzen Phase ihres Betriebs den halben Ort
zum Schwingen gebracht zu haben.
In Bodenwerder gibt es einen Bahnhof der Eisenbahn Emmerthal-Vorwohle.
Diese wurde zuletzt anderem als Abstellplatz genutzt. In Emmerthal gibt
es eine Firma, die Gaskesselwagen wartet, und die angelieferten
Fahrzeuge wurden entlang der Strecke auf jedem Ausweichgleis aufgereiht.
Eine weite Linkskurve nach dem Ort Grohnde kommt das gleichnamige
Kernkraftwerk in Sicht, das mehrfach Weltmeister in der
Stromerzeugung aus Kernenergie war. Die Dampfwolke aus den
Kühltürmen kann man bei bestimmten Wetterlagen sogar in
Springe sehen.
Hameln - die Rattenfängerstadt.
Kurz vor dem Ort liegt rechts der Ruderverein in seinem Neubau.
Das alte Haus an der Bundesstraße ist von der Stadt gekauft
worden, so dass ein Neubau fällig war. Durchaus kein schlechter
Tausch. Der Weg zum alten Bau hatte den Nachteil, dass man mit dem
Bootsanhänger durch eine Kaserne der Britischen Rheinarmee
musste - ein nicht immer ganz einfaches Unterfangen.
Der Rattenfänger, der zuerst mit seiner Musik die Ratten und
mangels Bezahlung dann auch die Kinder aus der Stadt schafft. Man glaubt,
dass damit ein Werber gemeint ist, der den Nachwuchs ins Ausland
lockte. Der langjährige Darsteller dieser Person ist ein in Hameln
gestrandeter Engländer. Die Geschichte wird in der Saison jeden
Sonntag nachgespielt, in der ganz großen Form jedoch nur zu den
Rattenfänger-Festspielen.
Abgesehen davon ist die Altstadt auch so sehenswert. Wer kann,
sollte jedoch in die Kirche gehen. Hier hat man die seltene
Gelegenheit, sich die Dachkonstruktion ausgiebig von innen
anzusehen. Außerdem ist der Blick vom Turm nicht zu
verachten.
Auf einem Berg bei Hameln lastet ein dunkles Kapitel deutscher
Geschichte: hier fanden seinerzeit die Sonnwendfeiern der
Nationalsozialisten statt.
Der Eisenbahntunnel der stillgelegten Strecke Hameln-Aerzen soll
angeblich zur Champignonzucht verwendet werden. Die alte
Bahnbrücke ist noch erhalten und diente einige Zeit als
Fußgängerüberweg über die Weser, ist inzwischen
aber baufällig.
Vom Standpunkt des Sicherheitstechnikers aus hat Hameln ebenfalls
Geschichte geschrieben. Am 7. November 1887 explodierte ein
Getreidesilo der Wesermühle. Der Braunschweiger Ingenieur
C. Arndt veröffentlichte damals in der Zeitschrift des Vereins
Deutscher Ingenieure einen Bericht über das Unglück, das
zehn Menschenleben forderte. Es war eine der ersten Untersuchungen
einer damals noch praktisch unbekannten Staubexplosion, und Arndt
war - obwohl er nicht recht glaubte, dass Mehlstaub so gefährlich
sei - der erste, der Sicherheitsregeln für Mühlen ersann.