Mosel-Wanderfahrt 1988

Am 17. Juni 1988 fand ein sportliches und kulturelles Großereignis zum ersten Male statt, das in den folgenden Jahren nicht mehr aus der Weltgeschichte wegzudenken war: Die älteren Schüler und jüngeren Altherren veranstalteten unter dem Oberkoordinator Lalle die erste der sogenannten Lalle-Wanderfahrten.

Stand auch die Anreise im ersten Augenblick nicht unter einem guten Stern (bereits am Ostufer, genau gegenüber vom Bootshaus, stoppte der Bootstransport wegen eines Kühlerdefektes), so diente der Hänger doch in Metz schon bald zweien der vier Autoinsassen als Dach. Leider wurde beim Verlassen des Parkplatzes der Hänger ein wenig ramponiert, dergestalt, dass er mit der Lichtleiste aufsetzte. Doch das Glück holte uns ein: Monsieur le President des Rudervereins entdeckte die deutschen Kollegen und führte sie geradewegs zum Bootshaus, wo sie mit dem bahnfahrenden Rest der Truppe Unterkunft fanden.

Los ging's, an Thionville (Camping) und Cattenom vorbei durch Frankreich, dann zwischen Deutschland und Luxemburg entlang (Nacht in Nennig, Abend in Remich), Grevenmacher ... Trier blieb unter anderem durch die "Turbo-Oma" im Gedächtnis. Gustl fragte ausgerechnet eine ältere Dame nach dem nächsten Supermarkt. Sie deutete in eine Richung, meinte, es wären etwa zehn Minuten für sie, aber wir seien ja schneller. Es waren gut zehn Minuten, die wir brauchten. Leider war es nur ein vergrößerter Tante-Emma-Laden, der unseren Bedarf von 15-20 Litern Milch mit seinem Restbestand von Halblitertüten nicht decken konnte. Also wurde ein zweiter Laden besucht.

Übrigens war genau dieser Campingplatz in Trier dann auch einmal Ausgangspunkt einer Komfortwanderfahrt, und zwar elf Jahre später der Moseltour 1999.

Der RVB war seiner Zeit schon immer weit voraus. Als wir anno 88 in einer Kneipe nach einem Weizenbier fragten, musste man uns an der Mosel noch fragen, ob wir Bayern seien! ("Nein. Hm ... hom's a Brez'n? Hom's wirkli ka Brez'n?") Dass in der Region der Spezi unter dem Namen Diesel verkehrt, war uns hingegen wirklich nicht bekannt.

Imposant wirkten auf uns die Sportbootschleusen der Mosel. Wenn überhaupt, dann kannten wir nur breite Schleusen mit wenig Hub. Doch diese Dinger, gerade so breit, dass zwei Vierer mit Skulls lang und verschränkten Auslegern neben einander passen ... und dabei teilweise so hoch wie ein Vierer lang ist. Das ganze noch selbst bedient ...

Sportbootschleuse auf der Mosel

An einer besagter Sportbootschleusen mussten die Boote zwei und drei lange warten, weil ein Schlauchboot sie von unten befuhr, als Vierer Nummer eins sie verließ. Der Freizeitkapitän betitelte besonders Auge, der ihm massiv Kontra gab, als Rollarsch und Rückwärtsfahrer (womit er sogar Recht hatte) und hatte dabei eine Fahne wie Käpt'n Flint nach Genuss der letzten Flasche Rum. Spätestens als er versuchte, in sein Boot zu springen, als dieses noch vier Meter unter dem Oberwasser war, griffen wir doch zur Rettungsstange und schalteten den Schleusenwärter ein, der mit Scharfsinn ("Sie sind ja betrunken!") die Lage erkannte und zumindest dafür sorgte, dass wir schließlich mit einem Schlangenlinien fahrenden Schlauchboot im Hintergrund in die Schleuse kamen.

Ebenfalls in Erinnerung bleiben wird zumindest einem von uns auch der Unterschied zwischen Apfelsaft (harmlos) und Schwarzen Katzen, besonders den lieblichen aus Zell (gefährlich). In Zell geschah es auch, dass ein offenbar ein wenig angeheiterter Ruderer ganz unauffällig auf der Moselbrücke einen Fahnenmast abschraubte, um die rot-weiß-rote Fahne widerrechtlich an sich zu nehmen. Die Polizei erreichte das Bootshaus nur Minuten nach ihm, nahm die Fahne mit, ließ es aber ohne Anzeige auf sich beruhen. Auch der Spritzabwasch mittels Wasserschlauch konnte sich nicht durchsetzen.

In Burgen, einem Ort, der seinen Namen zu Recht trägt, durchschwammen einige Ruderer den Fluss, um auf der Ruine am anderen Ufer (nach Queren der Bahnstrecke) die zweite in Zell "gefundene" Fahne (hüstel) zu hissen. Auch 1999 wurde die Mosel hier durchschwommen, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Für die mit der Abreise sprunghaft steigende Beliebtheit der Rudergruppe sei hier das Bild vom dortigen Campingplatz wiedergegeben:

Lagerfeuer in Oldau

Auch hier kam es zu einem geschichtsträchtigen Ereignis: Im Angesicht des Wetterleuchtens im Hintergrund gab es Pläne, die Zelte aufzubauen. Doch Wetterprophet Baron verprach "Der böse Regen kriegt uns nicht". Erare Baronum est, mitten in der Nacht brach das Gewitter über uns herein. Einige bauten schnell die Zelte auf, andere flüchteten für die entsprechende Zeit in die Dusche. Doch die Geschichte vom Regen, der garantiert vorbeizieht, wenn der Baron es verspricht, lebte viele Jahre weiter.

Am Zielort Koblenz wurde eine Tagestour ans Deutsche Eck eingeleitet, um wenigstens einmal auch aufwärts schleusen zu können. Auch Denkmal und Festung Ehrenbreitstein als Kulisse konnten jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der Rhein ein ebenso welliges wie stinkendes Gewässer ist (oder zumindest war). Bergauf durften wir sogar die Großschifffahrtsschleuse nutzen, soweit ich mich erinnere.

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