Vier-Flüsse-Tour 1991
Am nächsten Morgen ging es nach Mans, wo als erstes der Einkauf von Verpflegung auf der Tagesordnung stand, natürlich landestypisch gefärbt.
Nur wenige Meter weiter erreichte uns bereits das Verhängnis in Form der ersten Schleuse. Zum Glück hatten wir Ersatzskulls dabei ... allerdings nur Steuerbord.
Es ging aber weiter, die Sarthe hinab, vorbei am Loir (ja, es gibt ein männliches Äquivalent zur Loire, das ein Nebenfluss eines Nebenflusses ist). Offenbar hatten praktisch alle Schleusen einmal eine Drehbrücke über der Kammer, die Nischen sind mit einer wahren Blumenpracht versehen. Es war die erste Tour, bei denen wir in einer Schleuse die Attraktion der Umgebung waren, vermutlich Touristen.
Hier zieht der Vierer davon.
Stellenweise haben die Franzosen unserem Tatendrang vorsorglich Einhalt geboten: "Attention les Allemands!"
Obwohl es auf der gesamten Strecke Schleusen geben sollte, mussten wir in Angers - übrigens Sitz der Herzöge des Anjou mit einem sehr schönen Schloss - baustellenbedingt umtragen.
Dank vielfacher Erfahrung und festen Schuhwerks ging uns das aber flott von der Hand. Außerdem hatte uns in der Nacht bevor jemand um ein wenig Gepäck erleichtert, es dürften etwa ein oder zwei Unterhosen und eine Taschenlampe gewesen sein.
Nicht weit hinter Angers mündet die Sarthe in die Loire. Wir nutzen die Begrüßung für eine anfangs belächelte Untersuchung über die Stabilität von Sandstein in einer frühen Entstehungsphase ...
... und nahmen einen kleinen Flecken Land als Wenzel Island in Besitz, das besser "Île des Wenzel" heißen sollte.
Ein Lagerfeuerche war dann das Zeichen dafür, dass wir doch nicht mehr zum nächsten Campingplatz fuhren.
Der nächste Morgen zeigte sich allerdings nicht von der besten Seite, recht intensive Nässe vermieste vorerst die Stimmung.
Wir suchten an diesem Tag wie meistens ein "Terrein de camping" auf, vom Wasser - nicht aber dem Ufer - ein Stück entfernt. Abends machten uns dann ein paar Franzosen auf die "Flut" aufmerksam. Flut auf einem Fluss? Egal, wir zogen die Boote etwas an. Vorher lagen sie etwa vor der Boje rechts im Bild neben der dunkeln Stelle im Sand.
Nicht viel später kämpften wir dann gegen die Flut an. In Nantes, wo wir in den Canal de Nantes à Brest abbogen, mussten wir wegen der Schleuse auf Hochwasser warten. Dieses kam im Zeitraffertempo, die Stufen des Anlegers verschwanden mindestens im Minutentakt. Das Aussteigen zum Urinieren sorgte an anderen Stellen allerdings für Schlammkuren.
Nachdem uns die Schleuse nach einigen vergeblichen Versuchen dann doch bewältigt hatte, unterquerten wir die Stadt. Der Kanal führt in einem Tunnel ein Stück durch sie hindurch.
Wir campierten erst einmal auf einer Wiese, bis man uns beim Circle Aviron de Nantes freundlicher Weise die Bootshalle aufschloss. Übrigens ein sehr schönes modernes Bootshaus. Der Abend in der Halle wurde dann noch einmal aufregend, als das erste Ausflugsboot ankam. Die Boote haben doch tatsächlich so viel Flutlicht an der Seite, dass sie die Umgebung taghell ausleuchten. Und damit eben auch die Bootshalle.
Kulturhinweis: Natürlich haben wir uns auch die Stadt, insbesondere die Kathedrale, besichtigt. Am Morgen gab es neben Tee aus dem Beutel auch Kaffee aus dem Lallomat 2000TM.
Hinter Nantes folgten wir erst der Erdre, dem dritten Fluss unserer Tour, wenn man es genau nimmt. Im Gegensatz zur Loire auf dem von uns befahrenen Abschnitt steht hier auch ein Schloss direkt am Ufer.
Mehr Aufmerksamkeit fand aber der schwimmende Wegweiser.
Eine Tagesetappe später erlebten wir schon wenige Meter nach dem Losrudern eine Überraschung. Die uns bekannten Gesetze der Schwerkraft wurden offenbar auf den Kopf gestellt und ein Paddelhaken begann zu schweben.
Hier mal der Canal de Nantes à Brest am Abend ...
... und am Tage.
Die Schönheit der Natur ist manchmal etwas rauh.
An der Schleuse in die Vilaine hatten wir eine beachtliche Wartezeit, um dann wenige Zentimeter abwärts geschleust zu werden. Wir haben es noch nicht einmal bemerkt und wunderten uns, dass das Tor zum Unterwasser sich bereits öffnet. Im Oberwasser kommt von unten eine Art Sperrtor, das sich nur knapp über den Spiegel des Kanals erhebt.
Hätten wir nicht gewusst, von wo wir kamen und wohin wir fuhren, so hätte sich dieses Problem spätestens jetzt erledigt.
Die Nacht verbrachten wir unweit dieser Stelle an einem Hügel, auf dem einstmals eine Burg stand. Die relativ neue und noch gut erhaltene Holzbrücke über den alten Zuweg war gesperrt, weil sich aus dem hohen Torbogen offenbar gelegentlich Steine lösen. Zumindest ließ die dicke durchschlagene Bohle dies vermuten. Da unten am Ufer einige Bänke standen, konnten wir die Zubereitung und den Verzehr des Essens sogar in bequemer Haltung erledigen, ebenso wie wir am Abend in den Genuss des Hulot-Lichtes kamen, ein Designprodukt aus dem Cycle-Programm.
Den Abschluss der Reise bildete dann eine Nacht wild campend am Atlantik, von der örtlichen Polizei eingerichteter Weckdienst inclusive. Die Herren verschwanden aber bald wieder, da wir für vielleicht 15 Personen am Abend zuvor drei Knollen Knoblauch an's Zaziki gemacht hatten. Auch ein Abstecher zu den Menhirs wurde unternommen, von jenen, die Asterix nur auf Deutsch kennen, Hinkelsteine genannt.
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