Donau-Wanderfahrt 1992

Donau-Wanderfahrt 1989

Am 4. August 1989 wagten sich zum zweiten Male Ruderer des RVB auf eine Lalle-Wanderfahrt. Nach längerer Fahrt erreichten sie schließlich die Stadt Melk an der Donau in Österreich, bekannt durch Adson von Melk (genau, der aus "Der Name der Rose"). Natürlich stand tags darauf eine Klosterbesichtigung auf dem Plan, die man keineswegs versämen sollte, wenn man dort ist. Zuvor wurde jedoch beim örtlichen Ruderverein die Nacht verbracht und der beim Wenden leicht verbogene Bug eines Bootes geklebt. Die Donau ist für Maschsee- und höchstens Weser-gewöhnte Ruderer ein beeindruckend großer Fluss, wenn es auch auf dem Stück hinter Melk noch enge Stellen und Felsen gibt. Dann jedoch sieht es bald so aus:

Auf der Donau
 
Dieses Bild in groß (25.279 Byte)

Leider habe ich nicht von allen Sehenswürdigkeiten der Donau Bilder ... genau genommen ist das Angebot schon peinlich. Ich möchte nur erwähnen:

Ein kleiner Planungsfehler sollte große Wirkung zeigen: dachten wir zunächst, mit rund 40 km durch die Tschechoslowakei nach Ungarn zu kommen (ab dort ist die Donau Grenzfluss), mussten wir nun feststellen, dass der nächste Grenzübergang erst in Komarom ist - 130 km von Hainburg, der letzten Stadt in Österreich entfernt. Ein Ruhetag wurde eingelegt.

Campieren in Hainburg
 
Dieses Bild in groß (42.371 Byte)

Wir nutzten die Zeit für ausgiebige Erholung in Hainburg und eine Bergbesteigung, wo wir nach Entdeckung der Asphaltstraße von den dortigen Leuten freundlich begrüßt worden: "Sad's auch Vertrieb'ne?" Der Berg erlaubt weiten Blick in die (damalige) CSSR und war zumindest seinerzeit ein Anlaufpunkt. Die Burg hingegen, die von einer kleinen Gruppe geentert wurde, ging auf andere Art in die Annalen des RVB ein. Man muss ergänzen, dass seinerzeit auf Radio ffn die Drei Musketiere Kult waren.

Wieder die Schergen des Kardinals
 
Dieses Bild in groß (34.250 Byte)

Harr harr harr
 
Dieses Bild in groß (38.521 Byte)

Eine Anmerkung: Auch Hiebe mit einem Löffel können zu einer Verletzung führen, wenn der Löffel mit seiner Kante einen Finger trifft. Auch wurde Perry Rhodan davon betroffen, dass die Gravitationskonstante für eine Megasekunde geändert wurde. Käpt'n Willi hatte nach dem Bruch des Steuers allerdings mit ganz anderen Problemen zu kämpfen:

Mit Paddel als Notsteuer
 
Dieses Bild in groß (36.261 Byte)

Die Einreise in die Tschechoslowakei war problemlos: nach wenigen Metern wurden die Ruderboote von Patrouillenbooten empfangen und zum Zoll geleitet. Während wir dort lagen (in Bratislava), kippte auf der neuen Donaubrücke ein LKW um und seine Betonteile ins Wasser. Gut, dass wir immer noch auf die Kontrolle warteten. Die Grenzer gaben allerdings nach dem dritten freundlich aus dem Boot gehievten Müllsack auf und wünschten uns eine gute Fahrt. Durch weitgehend unbewohntes Gebiet (nur ein paar Panzer schienen am Ufer Manöver zu haben) erreichten wir gegen Abend Komarno (CSSR) bzw. Komarom (Ungarn). Kein Patrouillenboot, kein Schild, kein Zoll. Wir machten uns keinen Kopf darum.
Ein Fehler, der sich noch rächen sollte!

Die Nacht verbrachten wir zwischen Ufer und der Bahnstrecke. Der Lärm war nicht das Problem, eher die Mücken. Am nächsten Morgen gab es im Supermarkt die erfreuliche Entdeckung, dass es in Ungarn auch verwöhnten Westlern an nichts mangeln würde. Nun ja, unsere finanziellen Mittel waren auch etwas andere als die der Einheimischen. Und ungarische Salami wird durchaus nicht nur exportiert.

Sonnenuntergang in Komarom
 
Dieses Bild in groß (15.255 Byte)

Der Schiffsverkehr auf der Donau machte uns angesichts ihrer Breite wenig Sorgen. Die Schubverbände fuhren relativ langsam, die Tragflügelboote umso schneller, aber von großen Wellen mussten wir uns nicht fürchten.

Tragflügelboot
 
Dieses Bild in groß (27.597 Byte)

Wie bereits erwähnt machte die Verpflegung keine Probleme. Zumindest keine besonderen. Als Fehler erwies sich nur, dass wir das teuerste Mineralwasser gekauft hatten und dies sich als extrem salzhaltiges Heilwasser erwies. Auch unsere Bedenken beim ersten Abendessen in einer Gaststätte in Esztergom zerstreuten sich schnell. Wir hatten keine Bedenken, auf die Karte zu zeigen ... aber niemand sprach so viel Ungarisch, dass wir gewusst hätten, auf was wir zeigen würden. Nun, ohne jede Frage und jedes Wort bekam jeder von uns eine deutsche Speisekarte vorgesetzt ... und das blieb immer so, egal ob die Gastronomieeinrichtung zweiter oder dritter Klasse war. Das Essen war für unsere Verhältnisse spottbillig, wir mussten aber eines Tages ein Pärchen aus der DDR einladen, die mit ihren Finanzen arge Probleme hatten.

Pause auf der Donau
 
Dieses Bild in groß (34.589 Byte)

Angesichts des tschechoslowakei-bedingten wesentlich weitergehenden Fortschrittes unserer Tour konnten wir in Ungarn an jedem Ort zwei Nächte blieben, hatten also jeweils einen ganzen Tag für Besichtigungen. Und das lohnt sich.

In Szentendre wurden wir am ersten Abend etwas überrascht. So mancher von uns hatte sein Gepäck (seinen Müllsack) offen auf dem Campingplatz gelassen, wir kamen gerade vom Essen und sahen im Autokino James Bond kurz vor Filmende lautlos ins Wasser gleiten, als innerhalb von Sekunden die Leinwand nicht mehr zu sehen war. Kurz darauf stand das Wasser zentimeterhoch. Nachdem die Kinobesucher und das Personal einige Zeit später aufgebrochen war, machten auch wir uns auf. Einige barfuß, andere schrittweise mit Hilfe von zwei Stühlen.

Das Problem am Zeltplatz (Zelte?) war nur, dass einigen das Wasser oben in den offenen Sack gelaufen war, aber unten nicht mehr rauslief.

Der Regen war auch schuld daran, dass der Wenzel nun einen Ohrring trägt. Er hatte gewettet, es bliebe trocken. Schon vorher hatte Ina in einer raffinierten Aktion Lalle beim 4-gewinnt in Sicherheit gewogen, um beim entscheidenden Spiel zu gewinnen. Und der Ben wettete eines Abends, die Donau wäre bei der Rückkehr zum Lager verschwunden. Dreimal Ohrlochstechen in Budapest, bitte.

Der letzte Rudertag brachte uns ganze sieben Kilometer weit bis an den Rand von Budapest auf einen Studenten-Zeltplatz. Trotz dieser überragenden Etappenlänge brauchten wir nicht weniger Zeit als sonst.

Einige Tage verbrachten wir dann mit der Erkundung Budapests, bis die inzwischen angekommenen Bullifahrer die Ruderer (bis auf sechs Bahnfahrer) und eine Bewohnerin der DDR (die allerdings unter dem Reisegepäck) einluden und gen Heimat starteten. Die Bahnfahrer zogen zum Keleti Palyaudvar, kauften belegte Brötchen und jeweils ein Jubiläums-Pils und stiegen in den EuroCity nach Wien. Dort sollten sie nicht ankommen.
Bei der Kontrolle der Papiere im Zug stellten die Ungarn schnell fest, dass wir nie eingereist waren. Folgerung: die westdeutschen Pässe kamen frisch aus der Botschaft der Bundesrepublik. Wir mussten in Hegyeshalom aussteigen und in der Wache Platz nehmen. So schnell wie wir dachten, ging es nicht, schließlich rollte der Zug mit unserem Gepäck davon.
Nach einigen Minuten Verhör bemerkten die Ungarn dann doch ihren Irrtum. Selbst wenn man uns in Budapest neue Papiere gegeben hätte, so sind doch einige Jahre alte Führerscheine und Visa der Vereinigten Staaten von Amerika nicht so schnell zu bekommen. Und wie die West-Botschaft an Ost-Transitvisa nach Berlin samt Stempeln kommen sollte, war den Grenzern wohl auch ein Rätsel. Man führte mich erst mal in die Bahnhofsgaststätte, um Cola und belegte Brötchen zu organisieren und versuchte, das Gepäck in Wien aufzuhalten. Dass wir noch Forint hatten, behielten und ausführten, war den Leuten nun auch egal.

Irgendwann ging's dann weiter nach Wien. Unser Gepäck war dort allerdings nicht hinterlegt. Also weiter nach Würzburg. Frage nach dem nächsten Zug nach Hannover: "In vier Stunden." Gibt's keinen anderen? "Doch, in fünf Stunden." Unser Gepäck ist noch im Zug aus Budapest. "Da müssen Sie eine Verlustmeldung ausfüllen." Wir entschieden uns dafür, die Eltern anzurufen und in der City eine Pizza und einen großen Salat pro Person zu ordern. Angesichts der Portionen fiel uns auf, dass ein gemischter Salat in Ungarn eher einer Untertasse ähnelte als dieser Schüssel. Egal, es wurde alles getilgt (immerhin war Frühstück schon mehr als zehn Stunden vorbei). In zwei Abteilen verteilt konnten wir uns dann auf dem Rest der Strecke nach Hannover ausbreiten. Dort wurden wir auf dem Bahnsteig von der Aufsicht empfangen. "Kommen Sie mal mit!" Zwei Gleise weiter stand ein Gepäckkarren mit unserem gesamten Hab und Gut, sogar einschließlich der nicht mehr ganz frischen belegten Brötchen (und des Pils ;-). Offenbar hatten die Eltern mächtig Druck gemacht und die Bahn dazu veranlasst, in Dortmund gründlich aufzuräumen.

Was aber geschah mit den Bullifahrern? An der Grenze, ebenfalls in Hegyeshalom, standen zwei Kleinbusse mit achtzehn Wessis und Gudi, nach wie vor hinten unter dem Gepäck. Offenbar sprach es sich bis zu den Grenzern herum, dass auch bei der Bahn Angehörige der Gruppe waren. Der Baron klärte die Sache jedoch auf seine Weise. Er kam kurz vor dem Öffnen der Schranken aus der Wache und war den Rest der Gruppenkasse (6000 Forint) los. Da die Währung seinerzeit nicht konvertierbar war und kein Ungarnurlaub anstand, für uns praktisch kein Verlust (unter 10 DM pro Kopf), für die Grenzer aber ein sehr warmer Geldregen.

Am nächsten Parkplatz konnte nun Gudi befreit und im Westen willkommen geheißen werden. Sie kam gleich mit nach Hannover und blieb bis heute dem RVB treu, auch wenn sie inzwischen in Bayern wohnt und nur noch gelegentlich zu sehen ist.

Ein vergleichsweise kleines Problem belastete die Bullifahrer schon noch, das war die allmählich Richtung Reserve wandernde Tanknadel und die vorgerückte Stunde. Tankstelle zu. Tankstelle zu. Noch 'ne Tankstelle ... bis hier und nicht weiter. Die nächste wäre mit Sicherheit zu weit. So entstand irgendwo an einer Autobahntankstelle das folgende Bild, das den Abschluss der Donauwanderfahrt 1989 markiert:

Warten auf den Tankwart
 
Dieses Bild in groß (32.728 Byte)

Zur Tourenliste
Zur Tourenliste
Startseite
Zur Heinz-Willi-Startseite

Mail an webmaster@heinz-willi.de